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Road2IR: Deutsches Team für Interventionelle Radiologie in Tansania

Die Interventionelle Radiologie ist in Industrienationen zentraler Bestandteil interdisziplinärer Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Krankheitsbildern aus nahezu allen Bereichen der Medizin. Die teils komplexen Prozeduren können in vielen Ländern der Welt jedoch nicht flächendeckend angeboten werden.

von Sarah Genzel · 21. Februar 2022

IR-Training in Tansania
IR-Training in Tansania
Das Training des deutschen IR-Teams weckt großes Interesse bei den Kolleginnen und Kollegen aus Tansania.
Die Interventionelle Radiologie ist in Industrienationen zentraler Bestandteil interdisziplinärer Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Krankheitsbildern aus nahezu allen Bereichen der Medizin. Die teils komplexen Prozeduren können in vielen Ländern der Welt jedoch nicht flächendeckend angeboten werden, was lange auch für Tansania und seine ca. 60 Mio. Einwohner galt. Nachdem zuletzt zunehmend die erforderliche Geräteausstattung erfolgte, fehlt es dem für seinen Naturreichtum bekannten ostafrikanischem Land vor allem an ausgebildeten und entsprechend spezialisiertem Personal. Nun ist nach mehrmonatiger Planung ein Team aus Radiologen und Medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRA) der Klinik und Poliklinik für Radiologie, LMU München und der Klinik für Radiologie, Universitätsklinikum Münster (UKM) nach Daressalam, Tansania gereist, um vor Ort interventionelle Radiologinnen und Radiologen auszubilden.
 
Im Jahr 2018 wurde durch eine Kooperation der Muhimbili University of Health and Allied Sciences (MUHAS) in Daressalam, der größten Stadt Tansanias, und der Yale University das Programm Road2IR (www.Road2IR.org) zur nachhaltigen Etablierung des ersten Interventionsradiologie Trainingsprogramms in Ostafrika entwickelt. Im Rahmen dieses Programmes bilden verschiedene internationale Teams für jeweils 2 Wochen die Kolleginnen und Kollegen des Muhimbili National Hospital (MNH) aus. Das Programm Road2IR konnte hiermit in kurzer Zeit eine interventionell-radiologische Versorgung an dem größten Krankenhaus des Landes etablieren. Das nun im November 2021 eingesetzte erste deutsche Team, bestehend aus Teamleiter Prof. Dr. Moritz Wildgruber sowie Dr. Daniel Puhr-Westerheide (beide LMU München), Dr. Max Masthoff (UKM Münster) und Alina Krechel (LMU München) legte erstmals einen Fokus auf die interventionell-radiologische Behandlung von Kindern: „Im Rahmen unseres Aufenthaltes konnten unsere Kollegen aus Tansania einen sicheren Umgang mit Diagnose, Therapie und Nachsorge in der Behandlung von bestimmten angeborenen Gefäßveränderungen, die häufig bereits im Kindesalter symptomatisch werden, erlernen“, so Prof. Dr. Wildgruber. Zudem konnte vor Ort ein interdisziplinäres Team zur Behandlung dieser Gefäßveränderungen etabliert werden. „Anders als in anderen Programmen führen die Lernenden die Interventionen bei Road2IR eigenständig unter unserer schrittweisen Anleitung aus. Das fördert natürlich die Nachhaltigkeit der Ausbildung extrem“, fasst Dr. Max Masthoff das Ausbildungskonzept zusammen. Das Interesse der Kolleginnen und Kollegen zum Lernen bestätigt auch Dr. Daniel Puhr-Westerheide: „Unter Berücksichtigung der Laufzeit des Programmes sind wir hier vor Ort auf einen ausgesprochen hohen Standard der Versorgungsqualität gestoßen, und der Wissensdurst ist noch lange nicht gestillt.“ Das Team hat bei der Ausbildung auf einen ganzheitlichen Ansatz geachtet und dafür bewusst auch MTRA Alina Krechel mitgenommen. „Interventionelle Radiologie funktioniert nur im gemeinsamen Team aus MTRAs, Ärzten und den anderen Disziplinen, darauf haben wir natürlich auch insbesondere bei den Kindern geachtet“, betonen alle Teammitglieder.
 
„Der Einsatz des deutschen Teams bedeutet einen Meilenstein in der Versorgung der Kinder in Tansania“, ist sich auch Programmleiter Dr. Fabian Laage Gaupp des Yale Department of Radiology sicher. Aber auch das Team selbst hat aus dem Aufenthalt in Tansania viel mit nach Hause genommen: „Wir freuen uns, dass wir mit dem Einsatz das Wissen um die Vorteile der interventionellen Radiologie zur minimal-invasiven Diagnostik und Therapie teilen konnten. Aber wir haben bei unserem Aufenthalt in einem sehr unterschiedlichen Gesundheitssystem auch mindestens genauso viel gelernt wie die Kolleginnen und Kollegen von uns“, resümiert Prof. Wildgruber abschließend.